Dvorak: Rusalka

(Graz, 27.12.2009).

Gehört haben wir am 27. Dezember 2009 ganz eindeutig Antonin Dvoraks hochromantische Oper Rusalka, und dies auf musikalisch durchaus hohem Niveau. Angefangen vom die lyrischen wie auch die dramatischen Momente auskostenden Dirigat von Marius Burkert, der das gut disponierte Grazer Philharmonische Orchester einerseits schön ausspielen ließ, andererseits darauf achtete, dass die SängerInnen immer gut hörbar waren. Gal James als Titelheldin brachte ihren lyrischen Sopran zum Erblühen, Dubravka Musovic ist eine wandlungsfähige und intensiv dramatische Jezibaba, als Fremde Fürstin (und Frau Wassermann) überzeugt Lisa Livingston sowohl stimmlich wie schauspielerisch. Mit ausgesprochen kultiviertem Bassbariton singt Gustav Belaček den Wassermann, stellenweise könnte er allerdings bedrohlicher wirken. Maxim Aksenov gibt den Prinz mit klangschönem und höhensicherem Tenor, der auch für die dramatischen Ausbrüche über genügend Reserven verfügt.


Gesehen haben wir allerdings etwas ganz Anderes: Nicht die märchenhafte Geschichte der unglücklichen Nixe Rusalka, Tochter des Wassermannes, die, in den Prinzen verliebt, Menschengestalt annehmen möchte, was ihr mit Hilfe von Jezibaba auch gelingt, aber sie bleibt stumm. So hat die Fremde Fürstin am Hochzeitstag nicht viel Mühe, ihr den Prinzen auszuspannen, Rusalka kehrt ins Wasserreich zurück, bleibt aber auch dort ausgestoßen, bis der sie suchende Prinz sie findet und küsst, was für ihn letal endet, Rusalka aber ist erlöst.
In der Regie von Stefan Herheim spielt das Geschehen an einer heruntergekommenen Brüsseler Straßenkreuzung, der Wassermann ist in allen Sinnen des Wortes ein pyjamatragender Pantoffelheld, der mit seiner Frau, die sich in die fremde Fürstin verwandeln wird, nicht gut auskommt, und für den Rusalka nicht seine Tochter, sondern vom Straßenmädchen bis zur Mutter Gottes eine Art Überfrau darstellt, das heißt, er fühlt sich auch als verliebter Prinz. Letzterer nimmt sich in als fescher Matrose das Mädchen, das ihm gefällt, dazu kommen Unmengen von mehr oder weniger unterhaltsamen Gags, die sehr oft die Konzentration auf die Musik stören, da sie mit der eigentlichen Handlung gar nichts zu tun haben, vieles kann daher nicht logisch erscheinen, am allerwenigsten der Schluss, wenn der Wassermann seine Frau ermordet und abgeführt wird, aber vielleicht brauchen wir in der grassierenden SOKOmania auch noch die Soko Brüssel, die schon im ersten Akt in Erscheinung treten und so manch zwielichtige Gestalt hätte arretieren können; das ist jetzt nicht ganz ernst gemeint, aber das meint es der Regisseur offensichtlich über weite Strecken auch nicht, etwas mehr Vertrauen in Dvoraks meisterliche Musik und die zwar märchenhafte, aber doch stringente Handlung hätte unserer Ansicht nicht geschadet, weniger hätte trotz handwerklicher Perfektion mehr sein können

Dubravka Mušović-Šeparović

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